Ich glaube, es ist besser glücklicher Single für ein ganzes Leben zu sein als ein Leben lang unglücklich in einer Partnerschaft oder Ehe. Ich will damit nicht sagen, dass jede Partnerschaft ein Fiasko ist, aber es ist nunmal realistisch betrachtet so, dass jede dritte Ehe geschieden wird. Und eine Scheidung ist sicherlich der letzte Schritt, wenn das Unglück nicht mehr auszuhalten ist. Die Dunkelziffer der heimlich Leidenden dürfte wohl beinahe ähnlich groß sein.
Meine Schwester ist, von einigen kurzen Episoden in nicht sehr dauerhaft glücklichen Beziehungen unterbrochen, ihr Leben lang praktisch Single gewesen. Mit 62 Jahren blickt sie auf ein Leben zurück, das sicherlich weniger ruppig verlaufen ist als das meine mit meinen zwei Scheidungen. Klar sehnt sie sich auch dann und wann nach mehr Geborgenheit und einer Person des Vertrauens aber ein Blick auf mein Leben ließ in ihr die Gewissheit wachsen, dass Geborgenheit ein ach nur zu flüchtiges Gut und eine "Person des Vertrauens" nur zu leicht eine von Hormonen beeinflusste Fehleinschätzung sein kann.
Ob himmelhoch jauchzend verliebt und zu Tode betrübt nun wirklich besser ist als ein gleichmäßig zufriedenes Leben will ich lieber nicht beurteilen. Ich weiß deshalb, dass a) das Leben meiner Schwester nicht schlechter ist/war als das meine und b) dass es eine unfassbare Anmaßung und Überheblichkeit wäre, ihr Leben als schlechter anzusehen als das meine oder ihr gar einreden zu wollen sie müsse daran etwas ändern.
Warum denn auch? Wieso sollte sie mein Leben leben (wollen) und warum sollte sie nicht ihr Leben leben (dürfen)? Wie man sein Leben verbringt ist immer auch eine Folge seiner Erfahrungen und seiner Art und Persönlichkeit. So wie sich die Natur aufgrund der Rahmenbedingungen hier anders entwickelt hat wie anderswo, so ist es auch mit dem Leben zweier Menschen. Und wie bei der Natur führt es auch beim Menschen mit Sicherheit in einen Irrweg etwas entgegen dieser Natur erzwingen zu wollen, zu sein was man nicht ist. Mit Folgen, die man nicht abschätzen kann ....
Es ist also sicherlich besser mit seinem Leben glücklich zu sein als immer auf andere zu schielen und darüber unglücklich zu werden. Zumal man als Außenstehender eh immer nur die Fassade einer Beziehung zu sehen bekommt. Wie es dahinter wirklich aussieht ....
Akzeptiere Deinen Bruder so wie er ist und rede ihm nicht ein er wäre unglücklich oder bedauernswert nur weil er nicht Dein Leben lebt oder (nur) manchmal so leben will wie Du sondern sieh mit ihm die Dinge, die an seinem Leben schön und liebenswert sind:
Hmmm, wenn sich viele Frauen abweisend verhalten, dann liegt es vielleicht auch an der Art der Annäherung. Oder er hat einfach kein gutes Händchen bei seiner Auswahl. Im übrigen ist es auch nicht optimal sich einzureden, dass keine passt. Dann "sieht" man auch nicht, wenn einem die Traumfrau doch mal begegnet und greift nicht zu. Stichwort: "Selbsterfüllende Prophezeiung". Aber wenn er so auch zufrieden ist, dann passt das doch. Ich bin eh kein Freund der "Gesellschaftlichen Zwänge". Unterstütz ihn einfach und halte es ihm nicht vor.
LG
Mich macht stutzig, dass du ihn als gutaussehend bezeichnest. Klar, man kennt seinen Bruder von Geburt an und kann nicht wirklich beurteilen, wie er auf Fremde wirkt, einfach weil man ihn so und nicht anders kennt und mag. Aber ich halte es durchaus für möglich, dass dein Bruder nicht gerade ein Frauenschwarm ist. Dabei möchte ich deinen Bruder keineswegs beleidigen oder sonstwie herabwerten, muss ich doch eingestehen, dass ich selber zu dieser Sorte Mann gehöre. Ich kenne sehr viele Frauen, doch irgendwie möchte keine mit mir etwas zu tun haben, obwohl ich mich durchaus höflich und gesellschaftstauglich zu benehmen weiß. Aber manche Dinge lassen sich halt nicht erzwingen, und niemand auf der Welt hat auch nur das geringste Recht, sich in das Leben eines anderen Menschen einzumischen. Bei mir sind es immerhin inzwischen elf Jahre, dass mich das letzte Mal eine Frau angeschaut hat. Und so habe ich schließlich mal eine gute Bekannte nach dem Grund dafür gefragt. Die Antwort war niederschmetternd, aber wenigstens ehrlich: „Du bist der beste Kumpel der Welt, aber leider überhaupt nicht der Typ Mann, der jemals irgendeiner Frau gefallen könnte.“ Traurig, aber was soll’s, shit happens! Inzwischen geh ich davon aus, dass ich mein restliches Leben als Single fristen werde und denke, dass dein Bruder gar nicht so einzigartig ist…