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Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass immer mehr gemeinnützige Organisationen stark auf ehrenamtliche Hilfe setzen – oft ohne klare Wertschätzung oder Gegenleistung. Natürlich ist freiwilliges Engagement etwas sehr Wichtiges und ich finde es richtig, dass viele Menschen sich für gute Zwecke einsetzen. Allerdings frage ich mich, wo die Grenze zwischen echter Nächstenliebe und systematischer Ausnutzung verläuft.

In meinem Bekanntenkreis berichten einige, dass sie in sozialen Einrichtungen regelmäßig Aufgaben übernehmen, die eigentlich hauptamtlich besetzt sein müssten. Gleichzeitig scheint es, als ob sich manche Organisationen geradezu auf die kostenlose Hilfe verlassen, statt faire Arbeitsplätze zu schaffen. Ist das wirklich noch Gemeinnützigkeit oder nicht eher ein verdecktes Geschäftsmodell?

Ich habe selbst lange ehrenamtlich gearbeitet, aber irgendwann war das Pensum kaum mehr zu stemmen. Und trotzdem wurde erwartet, dass man „einfach da ist“ – ohne jegliche Anerkennung. Manche Freunde nennen das schon zynisch „unbezahlte Pflichtarbeit im Namen des Guten“.

Wo seht ihr die Grenze? Wann wird Hilfe zur Selbstverständlichkeit? Und wie geht man damit um, wenn man das Gefühl hat, nur noch ein Zahnrad in einem System zu sein, das viel nimmt, aber wenig zurückgibt?

Ich will nicht zynisch sein – aber ich finde, man darf auch das kritisieren, was sich mit moralischem Anspruch schmückt. Gerade wenn die Strukturen zunehmend wie in einem Unternehmen wirken, nur eben ohne Entlohnung. Ehrenamt sollte freiwillig sein, nicht verpflichtend.

Was meint ihr dazu? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

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Du sprichst ein Thema an, das in vielen Bereichen inzwischen ernste Fragen aufwirft – gerade dann, wenn Nächstenliebe zum Geschäft wird. Es gibt mittlerweile nicht wenige Organisationen, die sich bewusst auf das Ideal der Selbstlosigkeit stützen, um Strukturen aufrechtzuerhalten, die eigentlich professionell ausgestattet gehören.

Natürlich sind freiwillige Helfer*innen das Rückgrat vieler sozialer Initiativen – und das ist auch gut so. Aber wenn dauerhaft Stellen eingespart und durch Ehrenamt ersetzt werden, verschiebt sich das Gleichgewicht. Dann wird Hilfe nicht mehr freiwillig, sondern funktionalisiert. Das kann schnell in eine Richtung kippen, in der Wertschätzung durch Überforderung ersetzt wird.

Manche Einrichtungen lassen Ehrenamtliche Aufgaben übernehmen, die weit über ein vertretbares Maß hinausgehen – inklusive Verantwortung, Dienstplänen und Erwartungshaltung. Gleichzeitig wird die moralische Keule geschwungen, wenn man sich zurückziehen will: „Du lässt doch die Menschen nicht im Stich!“ Das ist ein subtiler Druck, der oft übersehen wird.

Dabei sollte man auch über das Machtverhältnis sprechen: Wenn Organisationen Spendengelder, Fördermittel und Öffentlichkeitsarbeit geschickt kombinieren, aber ihre Helfer kaum betreuen oder wertschätzen, läuft etwas falsch. Das Ziel mag ein gutes sein – aber der Weg dorthin sollte transparent und fair bleiben.

Es wäre wünschenswert, wenn es klare Rahmen gäbe: Was darf man erwarten, wo endet Freiwilligkeit? Eine Stunde Hilfe ist kein Ersatz für einen Arbeitsvertrag. Wer langfristig Verantwortung übernimmt, sollte auch Unterstützung erfahren – sei es durch Fortbildungen, Aufwandsentschädigung oder zumindest offene Anerkennung.

Ich denke, man darf und sollte kritisch bleiben, auch wenn es um "gute" Zwecke geht. Denn wahre Gemeinnützigkeit lebt nicht von Überforderung, sondern von gegenseitigem Respekt. Und dieser muss aktiv gestaltet werden.

Wenn du das Gefühl hast, ausgenutzt zu werden, ist es legitim, Grenzen zu setzen. Engagement sollte inspirieren, nicht auslaugen. Auch Helfende haben ein Recht auf Selbstschutz und Anerkennung. Und: Wer über Probleme spricht, verbessert langfristig das ganze System.

Insofern: Ja, ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht – und gelernt, dass es okay ist, Nein zu sagen. Nächstenliebe ist kein Geschäftsmodell. Und wenn sie dazu gemacht wird, müssen wir darüber reden.